Key Facts: OpenAI GPT-4.5 (2025)
- Release als Research Preview: Zunächst nur für ChatGPT Pro (200 US-Dollar/Monat)
- Kein Frontier Model: Klassischer LLM-Ansatz statt „Reasoning“-Modell
- Riesiger GPU-Bedarf: Stufenweiser Rollout auf Plus- und Team-Tarife
- Höherer Preis im API-Bereich: 75 US-Dollar pro 1 Mio. Input-Tokens (bzw. 180 US-Dollar Output) – teurer als GPT-4o
- Fokus auf Natürlichkeit: Verbesserte Tonalität, weniger Halluzinationen (37,1 % statt 61,8 % bei GPT-4o)
- Langfristig kein Ersatz für Reasoning-Modelle: GPT-5 wird voraussichtlich beide Ansätze vereinen
Wenn ein neues Modell aus dem Hause OpenAI das Licht der Welt erblickt, horcht die Tech-Szene auf. Jetzt ist es wieder soweit: Mit GPT-4.5 geht eine neue Generation an den Start, die größer, teurer und in vielerlei Hinsicht auch stärker sein soll als ihre Vorgänger. Doch bevor wir uns in den Einzelheiten verlieren, lohnt sich ein Überblick darüber, was das Modell besonders macht – und was nicht.
GPT-4.5: Eine „klassische“ KI im riesigen Maßstab
Obwohl OpenAI in den letzten Monaten immer wieder von sogenannten „Reasoning“-Modellen (mit Chain-of-Thought) sprach, beschreitet GPT-4.5 – Codename „Orion“ – einen anderen Weg. Es handelt sich um ein klassisches Large-Language-Modell (LLM), das vor allem durch noch mehr Trainingsdaten und Rechenleistung auftrumpfen möchte.
OpenAI-Chef Sam Altman bezeichnet GPT-4.5 zwar als „the first model that feels like talking to a thoughtful person“, betont aber gleichzeitig, dass es nicht als Frontier Model eingestuft wird. In internen Benchmarks schnitt GPT-4.5 bei Mathematik und Software-Engineering teils schlechter ab als die hauseigenen Reasoning-Modelle der „o“-Serie, punktet dafür aber bei Schreib- und Kreativaufgaben.
Größer, teurer – und ein GPU-Engpass
Dass GPT-4.5 dennoch für Aufsehen sorgt, hat mehrere Gründe. Zum einen ist es das wohl größte Modell, das OpenAI bislang gebaut hat. Zum anderen verursachen die enormen Modell- und Datenmengen hohe Betriebskosten. Genau deshalb startet GPT-4.5 zunächst nur für ChatGPT Pro (200 US-Dollar pro Monat) und zahlende API-Kund:innen. Nächste Woche sollen dann die Plus- und Team-Nutzer nachziehen.
Altman selbst gesteht, dass OpenAI derzeit mit einem Engpass an Grafikkarten (GPUs) kämpft. Man rechne damit, in den kommenden Wochen „Zehntausende GPUs“ zusätzlich bereitzustellen, aber der Ansturm der Nutzer:innen könnte weiterhin für Wartezeiten sorgen.
(Noch) kein Multimodal-Feuerwerk
Viele hatten gehofft, dass GPT-4.5 den Schritt in echte Multimodalität vollzieht – mit Voice-Interaktion, Video oder Screensharing. Aktuell beherrscht das Modell zwar das Hochladen von Bildern und Dateien, doch für Voice Mode oder gar Video-Features ist es laut OpenAI noch zu früh.
Stattdessen konzentriert sich GPT-4.5 auf das, was klassische Text-KI gut kann: Schreiben, Programmieren und Problemlösungen skizzieren. Dabei hat OpenAI laut eigenen Angaben an der Abstimmung (Alignment) gearbeitet, sodass die Kommunikation „wärmer“ und weniger „künstlich“ wirken soll.
Keine Wunder bei Reasoning, aber stark im Umgangston
Den größten Benefit sehen erste Tester:innen in den Bereichen Kreativität und Stil. GPT-4.5 soll in Dialogen nuancierter reagieren, Empathie andeuten und Nutzer:innen besser verstehen. Gerade für Marketing-Texte, redaktionelle Beiträge oder kreative Brainstormings könnte das Modell deshalb sehr interessant sein.
Wer hingegen eine KI für knallharte Logik und ausgefeilte mathematische Aufgaben sucht, ist unter Umständen bei den dedizierten Reasoning-Ansätzen von OpenAI (etwa Modell o1 oder o3-mini) und bei Konkurrenzsystemen wie Claude 3.7 (Anthropic) oder Gemini 2 Pro (Google) besser aufgehoben.
Was kommt als Nächstes?
Gerüchteweise arbeitet OpenAI bereits an GPT-5, das die Vorteile von klassischen LLMs mit sogenannten Reasoning-Modellen verschmelzen soll. GPT-4.5 dürfte da eher als Zwischenstufe dienen, um neue Ansätze auszuprobieren. In jedem Fall ist klar, dass sich OpenAI weiter auf Skalierung und große Trainingsläufe konzentriert – selbst wenn sich das aktuell in teureren Nutzungsgebühren niederschlägt.
Fazit
GPT-4.5 repräsentiert OpenAIs Streben nach immer größeren KI-Modellen, bringt aber auch klare Kompromisse mit sich. Die gesteigerte „emotionale Intelligenz“ und ein natürlicher Gesprächston machen die KI vor allem für Marketing, Content, kreative Projekte und komplexe Textanwendungen interessant. Wer nach mathematischer oder logischer Präzision sucht, sollte hingegen die Reasoning-Modelle im Auge behalten.
Offen bleibt, ob GPT-4.5 den hochgesteckten Erwartungen in Sachen Leistungsfähigkeit gerecht wird – und ob der enorme GPU-Hunger sowie die hohen Preise Nutzer:innen langfristig abschrecken. Fest steht: Die KI-Reise bleibt spannend, und GPT-4.5 ist ein weiterer Schritt Richtung einer Zeit, in der wir mit Maschinen genauso selbstverständlich kommunizieren, wie wir es untereinander tun.