Berufsbild Tontechniker/-in: Interview mit Corsin Bader

Interview: Corsin Bader über den Beruf als Tontechniker

1. Hallo Herr Bader, stellen Sie sich und Ihren Werdegang kurz vor.

Ich habe mich erst spät dafür entschieden, die Tontechnik zu meinem Beruf zu machen. Nachdem ich beruflich einiges mehr oder weniger erfolgreich versucht hatte, merkte ich, dass ich meiner Leidenschaft für Musik, Töne und Geräusche nachgehen muss. Ich war bereit, beruflich nochmal komplett neu zu starten um mein Hobby zum Beruf zu machen. Mit etwas Glück fand ich direkt eine Praktikumsstelle in einem großen Musikstudio und eine Teilzeitstelle beim Lokalfernsehsender meiner Stadt. So konnte ich meinen Kopf über Wasser halten und gleichzeitig meine Selbstständigkeit aufbauen.

2. Haben Sie sich auf bestimmte Gebiete spezialisiert? Wenn ja, auf welche und warum?

Das Tätigkeitsfeld der Tontechnik ist extrem vielseitig. Ich habe schnell gemerkt, dass es von Vorteil ist, sich auf etwas zu spezialisieren. So kam es, dass ich angefangen habe mich mit Film-Ton und Sounddesign zu beschäftigen. Mit den Tonaufnahmen am Filmset oder bei Drehs von Werbespots stelle ich sicher, dass man vom O-Ton so viel wie möglich und nötig für das Endprodukt gebrauchen kann. Dazu verwende ich verschiedene Aufnahmetechnik und unterschiedliche Mikrofone. Meistens muss man im Studio bei der Postproduktion dann doch sehr viel nachbearbeiten, weil der Regisseur für ein perfektes Bild selten auf den Ton Rücksicht nimmt. Mir bereitet es große Freude die Bilder im Studio mit passenden Sounddesign zum Leben zu erwecken.

3. An welchem Projekt arbeiten Sie gerade? Wie kann man sich ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Zurzeit arbeite ich an der Postproduktion für einen Kurzfilm. Da der Ton vom Set, durch die Umstände teilweise nicht zu gebrauchen ist, muss ich im Studio vieles basteln und die Szenen nachbauen. Dazu gehören die Sprachaufnahmen für Dialoge, Sounddesigns der Umgebung und die Mischung der Musik. Ich habe zum Glück so etwas wie Arbeitsalltag nicht, da sich meine Tätigkeiten innerhalb von einem Projekt je nach Phase komplett unterscheiden. Bei der Arbeit an einem Filmset beispielsweise, drehen wir teilweise von früh morgens bis spät abends. Dabei muss ich trotz vielen Wartezeiten immer konzentriert bleiben um mich dem Kameramann und seinem Bild anzupassen. Wenn ich im Studio arbeite, kann ich nach meinem eigenen Rhythmus arbeiten, was dann je nach Nähe des Abgabetermins gemütlicher oder stressiger sein kann.

4. Was ist der Unterschied zwischen einem Toningenieur, einem Tontechniker und einem Tonmeister?

Der Toningenieur ist technisch sehr gut und kümmert sich eher um technische Anliegen bei einer Produktion, während der Tonmeister oft eine musikalische Ausbildung genießen durfte und beispielsweise bei Aufnahmen von klassischer Musik die Noten überwacht, Notationen mitlesen muss und dessen Korrektheit überprüft. Im Alltag verschmelzen diese Gebiete gerade im Tonstudio aber oft zu einem Tätigkeitsfeld.

5. Welche Art Missverständnisse bzgl. Musikindustrie, -produktion, … können für Außenstehende, die Tontechniker werden wollen, noch entstehen?

Ich denke, dass viele Menschen die Unterhaltungsindustrie als etwas sehr großes, funkelndes, glitzerndes sehen und dabei vielleicht manchmal übersehen, dass wir von einem Produkt nur die Spitze des Eisberges sehen. Der viele Schweiß, die vielen Tränen, die vielen Arbeitsstunden zu Zeiten, zu denen andere Menschen lieber im Bett liegen oder ihr wohlverdientes Wochenende genießen, sind ein großer Bestandteil eines guten Produktes. Als „Werkzeug“ im Studio, weiß der Tontechniker genau, wie er die Ideen des Produzenten/Regisseurs umsetzen kann. Kreativen Freiraum muss man sich hart erarbeiten.

6. Wie wird man heutzutage zum Tontechniker? Wie sind Sie zum Tontechniker geworden?

Als konsequenter Schritt, nachdem ich langsam wusste, dass mich die Tontechnik noch einige Jahre beschäftigen wird, habe ich eine zweijährige Ausbildung in Zürich als Tontechniker gemacht. Der Ausbildung folgte eine Prüfung mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis.

7. Welche Ausbildungsmöglichkeiten halten Sie für besonders wichtig/empfehlenswert und warum?

Meine Ausbildungsphase habe ich oft sehr genossen, weil man einerseits an Orte kommt und reinschauen darf, wo man sonst nicht so leicht rein kommt und anderseits entwickelt sich während der Ausbildung auch ein kreativer Pool an Leuten, Dozenten und anderen Verbindungen, welche im weiteren Werdegang sehr wertvoll sein können.

8. Wie sehen die Berufschancen für angehende Tontechniker aus?

Je nachdem, in welchem Gebiet der Tontechnik jemand einsteigen möchte, kann die Antwort deutlich unterschiedlich ausfallen. Klassische Karriereleitern wie bei einer Bank oder ähnlichem gibt es eher selten. Ich bin Tontechniker geworden, weil ich für mich darin die einzige Möglichkeit sah mich beruflich zu entfalten, ohne wirklich an Berufschancen zu denken. Es ging mir um das Eigeninteresse, was daraus wird war für mich eher zweitrangig. Der Weg ist das Ziel, so geht es mir bis heute.

9. An welchen Stellen könnte dieser Beruf belastend wirken, welche Herausforderungen erwarten einen und für wen ist der Job des Tontechnikers eher weniger geeignet?

Auch hier kann die Antwort je nach Tätigkeit als Tontechniker variieren. Eine der größten Herausforderungen ist es in einem technischen Beruf immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein. Regelmäßiges Besuchen von Workshops und Weiterbildungen sind sehr zu empfehlen. Beim Filmdreh oder bei Reportagen muss man fit sein, da man teilweise eine Tonangel mit wenigen Unterbrüchen mehrere Stunden über ein Set halten muss. Bei Konzerten oder Theater usw. arbeitet man, wo andere Leute ihre Freizeit verbringen, was natürlich als Vorteil sowie als Nachteil gesehen werden kann. Gerade in der Musik- und Filmbranche dürfen einem unregelmäßige Arbeitszeiten nichts ausmachen.

10. Danke, Herr Bader. Haben Sie ansonsten wichtige Ratschläge oder Tipps?

Persönliche Kontakte und Netzwerk sind in diesem Beruf sehr wichtig. Man sollte immer Visitenkarten dabei haben und mit allen möglichen Leuten sprechen. Jobs können sich während den überraschendsten Situationen ergeben. Viel Erfolg und vielen Dank für das Interview.

Website von Corsin Bader

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Berufsbild Tontechniker: Übersicht & Aufgaben, Ausbildung & Studium

1. Was ist ein Tontechniker?

Für die Tonaufnahmen der Schauspieler-Dialoge am Drehort ist der Originaltonassistent zusammen mit dem Originaltonmeister zuständig. In Absprache mit dem O-Tonmeister ist er selbstständig und eigeninitiativ tätig, um die optimalen Platzierungen für die Mikrofone zu finden. Auch die Arbeit des O-Tonassistenten ist, obwohl er im Prinzip an die Weisungen des O-Tonmeister gebunden ist, keine reine Handlangertätigkeit, sondern erfordert für sich ebenso handwerkliche und künstlerische Fertigkeiten sowie einen großen Fundus an Erfahrung.

2. Voraussetzungen für die Tätigkeit eins Tontechnikers

Zum O-Tonassistenten gibt es bislang keinen anerkannten Ausbildungsweg. In der Regel erfolgt die Ausbildung über verschiedene Praktika bei O-Tonmeistern und Filmproduktionen. Vorkenntnisse aus dem Bereich der Elektrotechnik und/oder einem medientechnischen Bereich sind hier empfehlenswert. Zusätzlich gibt es noch einige weitere Voraussetzungen, die angehende Tontechniker mitbringen sollten:

  • Gute Konzentrationsfähigkeit über längere Zeiträume
  • Gute körperliche Konstitution
  • Handwerkliches Geschick
  • Bereitschaft zu unregelmäßigen und teilweise überlangen Arbeitszeiten.
  • Bereitschaft zum Einsatz an verschiedenen Drehorten
  • Bereitschaft zu Wochenend- und Nachtarbeit
  • Psychische Belastbarkeit

3. Der Aufgabenbereich

Bei szenischen Dreharbeiten für Spielfilme und Werbung besteht die Hauptaufgabe eines O-Tonassistenten im Führen und ausrichten der Mikrofonstange. Dieses Arbeitsmittel bezeichnet man auch als Mikrofonangel. Meistens wird dieses Mikrofon oberhalb der Darsteller und somit außerhalb des Bildausschnitts geführt. Weil so der O-Ton aufgezeichnet wird, bildet die Arbeit des Tontechnikers die Grundlage für die angemessene Wiedergabe der darstellerischen Leistung der Schauspieler. Um einen qualitativ hochwertigen Filmton zu erzielen, sind mindestens zwei Tontechniker bzw. O-Tonassistenten ratsam, um bei jeder Szene die Dialoge aus den besten Einstellungen aufzuzeichnent. Außerdem können so Störfaktoren erheblich schneller eliminiert werden.

Die Arbeit an einem Film ist Teamwork. Daher ist Teamfähigkeit für einen Tontechniker unabdingbar. Zusätzlich sollten O-Tonassistenten über eine schnelle und intuitive Auffassungsgabe verfügen. Neben einer gewissen Selbstsicherheit, erfordern stressige Situationen beim Dreh auch ein großes psychologisches Geschick. Bildinhalte und Bewegungsabläufe einer Szene müssen schnell erfasst und angeltechnisch umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist eine gewisse Vertrautheit mit den bildgestalterischen Mitteln beim Film. Bei der Einschätzung der Bildausschnitte und dem frühzeitigen Erkennen von problematischen Lichtsituationen (zur Vermeidung eines Angelschattens) sind außerdem Kenntnisse der Optik in Bezug auf die Brennweiten der Kamera empfehlenswert, um auch in hektischen Situationen das Mikrofon außerhalb des Bildausschnitts führen zu können.

Während sich der O-Tonmeister im Hintergrund mit anderen Aufgaben befasst, fungiert der O-Tonassistent am Set als sein „Ohr“ und Vertreter. Hier muss er in der Lage sein, selbständig kleinere Probleme zu lokalisieren und zu lösen.

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