Berufsbild Sounddesigner/-in: Interview mit Linus Nickl

Interview: Linus Nickl über den Beruf als Sounddesigner

1. Hallo Herr Nickl, stellen Sie sich und Ihren Beruf kurz vor.

Mein Berufsfeld ist die Filmvertonung. Ich arbeite als Sounddesigner und Mischtonmeister für Kino-, TV- und Internetprojekte. Meine Aufgabe als Sounddesigner besteht darin, eine Filmvertonung mit Atmosphären und Toneffekten zu komplettieren. In der Mischung bringe ich alle Elemente (Dialog, Soundeffekte, Musik, etc. pp.) in einen dramaturgisch sinnvollen und mitreißenden Fluss.

2. Haben Sie sich auf bestimmte Bereiche spezialisiert? Wenn ja, auf welche ? Wie sehen die Möglichkeiten zur Weiterbildung aus?

Meine Fokussierung liegt auf der Ton-Post-Produktion. Dabei arbeite ich für Spielfilme, Dokumentarfilme oder Werbespots. Jedes Format und jedes Projekt birgt neue Herausforderungen, die mein Berufsfeld zu einem großen Experimentierfeld machen, das es zu erforschen gilt.

3. Ihr Beruf stellt eine Zusammensetzung aus künstlerischer Freiheit und genauen Vorgaben dar. Inwiefern können Sie sich bei der Arbeit frei entfalten?

Abhängig von der Intensität der Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber ist mein künstlerischer Einfluss mal größer und mal kleiner.

4. Herr Nickl, Sie haben erst eine Ausbildung als Tontechniker abgeschlossen und dann ein Studium an der Universität der Künste in Graz Klavier und Toningenieur studiert. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach ein Studium, oder eine Ausbildung in dieser Branche?

Nach meinem Studium in Graz habe ich ein Studium zum Tonmeister an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg absolviert. Hier werden neben Filmvertonung auch Musikaufnahme und Musikkomposition gelehrt. Ein Studium ist nicht der einzige Weg zum Filmton. Aber ich bin sehr dankbar für diesen vielfältigen Einblick in die Tonbranche.

5. Welche Vorkenntnisse sollten Neueinsteiger auf jeden Fall mitbringen?

Neben dem gestalterischen Aspekt, bedeutet die Arbeit mit Ton auch den Umgang mit einem technischen Medium. Daher ist eine grundlegende Ausbildung in diesem Bereich von Vorteil.

6. Wie technisiert ist Ihr Job, bzw. gibt es in Ihrem Berufsalltag eine Schnittmenge aus analogen und digitalen Arbeitsmitteln?

Lediglich die Erzeugung von Geräuschen passiert noch „analog“ im Studio. Sind die Geräusche erst einmal aufgenommen, ist inzwischen die komplette weitere Bearbeitung des Filmtons ein digitaler Vorgang.

7. Wie sehen die Chancen für angehende Sounddesigner auf dem Arbeitsmarkt aus?

Der Markt ist durch die neuen digitalen Workflows und durch die Neuausrichtung des gesamten Filmbereichs (neue Wiedergabemedien wie Internet und Streaming) einem enormen Wandel unterworfen. Das macht Prognosen schwierig aber grundsätzlich gilt: Gute Leute werden immer gebraucht!

8. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in Ihrem Job und für wen ist er eher ungeeignet?

Jedes Projekt ist anders. Die Geschichten sind unterschiedlich, jeder Film oder Spot hat sein eigenes Publikum und die Bearbeitungszeiten variieren. Das erfordert Flexibilität.

9. Haben Sie ansonsten hilfreiche Ratschläge oder Tipps?
Zuhören. Zuhören. Zuhören. Der Mensch achtet bei Audio-Visuellen-Medien zunächst vorrangig auf das Bild. Darin liegt die versteckte Kraft des Tons. Ein bewusstes Schärfen der Sinne für die Vertonung, hat noch so manchen Zuschauer überrascht …

Website von Linus Nickl

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Berufsbild Sounddesgner: Übersicht & Aufgaben, Ausbildung & Studium

1. Was ist ein Sounddesigner?

Der Sounddesigner (auch: Tongestalter) ist für die Gestaltung der Tonebene im Film zuständig, und zwar nicht nur für einen nachzuarbeitenden Dialog, sondern auch für allerlei Hintergrundgeräusche. Ein Bewegtbild ist immer auf Tongestaltung durch mindestens einen Sounddesigner angewiesen. Diese Tongestaltung ist ein dramaturgisches Mittel zur Schaffung einer emotionalen Grundstimmung, sorgt für den gewünschten emotionalen Charakter einer Szene und hat seinerseits sehr viel Einfluss auf die Gesamtwirkung eines Konzepts, Films, einer Präsentation etc. Das und die gezielte Platzierung von Stille sind die künstlerisch-gestalterischen Entscheidungen des Sounddesigners, während ein Soundeditor gegebenenfalls einige Teilaufgaben des Sounddesigns übernimmt. Die Hauptaufgabe eines Sounddesigners besteht darin, durch verschiedene Soundeffekte (z.B. Autounfälle, Schüsse) das bewegte Bild real werden zu lassen und eine individuelle Stimmung zu erzeugen. Mittlerweile gibt es Geräusch-CDs, von denen fertige „Sounds“ übernommen und umgeformt werden können.

Je nach Größe des Projekts gibt es nur einen Soundeditor, oder ein ganzes Team davon und umso größer das Team, desto wahrscheinlicher gibt es einen zusätzlichen Abteilungsleiter (z.B. einen Supervising Director), der sich mit dem Sound Supervisor abspricht. Das kann ein Sounddesigner selbst sein, aber auch in seltenen Fällen jemand mit einem anderen Tonberuf.

2. Wie wird man zum Sounddesigner?

Wenn jemand Sounddesigner werden möchte, sind vor allem ein exaktes Gehör, musikalische und technische Begabung sehr wichtig. Eine mittlere Reife oder Abitur sind wichtig für diesen Beruf. Man hat als Berufseinsteiger die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Tonmeister zu machen oder auch ein Studium in Musik oder ähnlichen Berufen der Medienbranche zu machen. In dieser Branche kann es außerdem hilfreich sein, verschiedene Praktika und Volontariate zu machen.

3. Was tut ein Sounddesigner?

Der für die Tonbearbeitung zur Verfügung stehende Zeitrahmen erfordert häufig die Aufteilung in die Tonbereiche Dialog/O-Ton, ADR (Sprachsynchronisation), Foleys (Geräusche), Effekte und Musik, die dann von unterschiedlichen Soundeditoren bearbeitet werden.Der Dialogschnitt (Originaltonbearbeitung): Als eines der bedeutendsten handlungsführenden Elemente der Filmerzählung, verhilft der Dialogschnitt dem Film zu einer klaren und verständlichen Sprache. Der Sounddesigner arbeitet entweder den Dialog aus den Originaltönen heraus, oder ersetzt ihn wenn nötig durch Sprachsynchron. Dabei wird der O-Ton auf Verständlichkeit und technische Mängel untersucht und eine Synchronliste erstellt, die entweder nach der O-Tontechnik oder den Angaben der Regie geschrieben wird.

O-Tonschnitt: Beim O-Tonschnitt handelt es sich um ein Verfahren, durch das unbrauchbare und unpassende Klänge und Störgeräusche entfernt und/oder ersetzt werden. Außerdem werden bei diesem Vorgang sowohl eine sinnvolle Spurenverteilung, als auch Füllatmos für diejenigen Stellen, die synchronisiert werden müssen, erstellt.

ADR (Sprachsynchron): An dieser Stelle ist es notwendig mit den verschiedenen Schauspielern zu sprechen, deren Stimme nachbearbeitet werden muss und Aufnahmen mit diesen zu machen. Die fertiggestellten Sprachaufnahmen werden zusammen mit dem Regisseur aussortiert und so geschnitten, dass sie mit den Lippenbewegungen der Schauspieler übereinstimmt. Gegebenenfalls fallen weitere Nachbearbeitungen an, wie zum Beispiel Pegeln, Filtern… Der Soundeditor gestaltet meistens in Absprache mit Sounddesigner und Dialogeditor verschiedene Sprachatmosphären.

Foleys (Geräuschsynchron): Die Körpergeräusche der handelnden Figuren werden im Geräuschsynchron verstärkt, ersetzt und aufgenommen (Schritte, Bewegung etc.). Dabei arbeitet ein Soundeditor arbeitet dabei mit einem Geräuschemacher und einem Geräuschtonmeister zusammen.

Musikschnitt: Der Sounddesigner erstellt in Absprache mit dem Komponisten eine Musikliste, nimmt an der Musikvormischung und/oder der Hauptmischung und gibt dann wichtige Informationen an den Musiktonmeister weiter.

Sounddesigner in der Industrie: Große Unternehmen haben mittlerweile auch einen eigenen Sounddesigner, der durch Klangverbesserung ein Produkt attraktiver für die zu erreichende Kundengruppe machen soll. Diejenigen Sounddesigner, die sich mit verschiedensten Materialien und deren Klang in Zusammenwirkung besonders gut auskennen, sind sie dann beispielsweise für ein leises, angenehmes Türschließen eines Autos zuständig.

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