Berufsbild Maskenbildner/-in: Interview mit Claudia Sende

Interview: Claudia Sende über den Beruf als Maskenbildner

1. Hallo Frau Sende, stellen Sie sich und Ihren beruflichen Werdegang kurz vor.

Nach meinem Abitur habe ich diverse Praktika in Friseursalons und an
Theaterhäusern absolviert, bis ich schließlich eine 3 jährige Ausbildungsstelle in der Maske am Frankfurter Opernhaus beginnen konnte. Danach machte ich mich direkt selbständig in meiner Heimatstadt Köln und bildete mich in Seminaren weiter.
Heute arbeite ich hauptsächlich für Foto-, TV- und Event-Produktionen sowie Privatpersonen.

2. Welche Vorkenntnisse halten Sie im Beruf des Maskenbildners für empfehlenswert? Welche Fertigkeiten sollte man unbedingt mit sich bringen?

Meiner Meinung nach kommt es neben handwerklichem Geschick und einem guten Gespür für Farben und Formen auch besonders auf die persönlichen Eigenschaften an. Es braucht viel Geduld wenn es beispielsweise um sauberes frisieren geht und Präzision, wenn man in den Beauty und Special Effects Bereich schaut. Es ist ein sehr sozialer Beruf, in dem man mit vielen Charakteren und Situationen konfrontiert wird – Als guter Maskenbildner sollte man steht‘s einfühlsam mit dem Model oder dem Darsteller sein, ein offenes Ohr haben und dennoch diskret im Hintergrund bleiben und auch in stressigen Situationen, wenn nur 10 Minuten für ein komplettes Styling übrig bleiben, stets Ruhe ausstrahlen und flexibel das Bestmögliche rausholen. 🙂

3. Wo arbeiten Sie momentan und wie kann man sich Ihren Tagesablauf vorstellen?

Mein Tagesablauf ist sehr unterschiedlich, genau wie meine Arbeitsbereiche – Daliebe ich so an diesem Beruf. Über manche Produktionen weiß ich wochenlang vorher Bescheid, manchmal kommt der Anruf aber auch spontan und ich stehe 2 Stunden später am Set. Was aber an fast jedem Tag gleich beginnt, ist das morgendliche Checken der Emails beim ersten Kaffee und das abendliche Reinigen des Equipments sowie das individuelle Packen der Set-Tasche. Als Selbständiger ist man eben ein Allroundtalent und die Arbeit, nachdem man das Foto- oder TV-Studio verlassen hat, noch lange nicht zu Ende. Beim Set selbst steht natürlich die handwerkliche Arbeit im Vordergrund – vom Schminken über frisieren oder einfach nur nachpudern. Schnell noch das fehlende Brillentuch für das TV-Interview holen oder das benutzte Taschentuch vom frierenden Fotomodel entgegen nehmen. Hier ist
Aufmerksamkeit gefragt. Arbeitszeiten in den Abendstunden oder am Wochenende sind keine Seltenheit; im Sommer bin ich viel für Hochzeiten unterwegs und habe etwa 6 Monate keinen Samstag frei. Dafür entlohnt es mich aber einfach mal an einem Wochentag ausschlafen und in Ruhe private Einkäufe erledigen zu können  Es ist eben kein klassischer 9-to-5-Job.

4. Wie gestaltet sich Ihr Arbeitsbereich ungefähr? Mit wem arbeiten sie zusammen?

Wenn man nicht an einem Theaterhaus festangestellt ist, wechseln die Menschen am jeweiligen Arbeitsort täglich und man muss sich stets neu darauf einlassen – das kann manchmal auch anstrengend sein, aber es ist immer interessant wen man so alles kennenlernt und es wird nie langweilig. Ich freue mich auch, wenn ich in einem Team arbeiten kann, das ich bereits von vorigen Aufträgen kenne und indem man eingespielt ist – Damit sind zum Beispiel Fotografen, Modelle, Regisseure, aber auch andere Maskenbildner gemeint. Der Aufgabenbereich variiert dabei – Bei manchen Produktionen hat die Maske klare Vorgaben, wie das Model oder der Darsteller auszusehen hat, bei anderen gibt es die Möglichkeit der Mitsprache. Wenn kein Stylist beteiligt ist, schwingt auch der Maskenbildner mal die Fusselbürste oder achtet auf den Sitz der Kleidung. Grundsätzlich kümmert sich die Maske um alles was mit Haaren, Haut und Nägeln zu tun hat – im Berufsalltag wird aber manchmal auch mehr erwartet. Deshalb habe ich immer eine extra Tasche mit Utensilien wie Traubenzucker, Kopfschmerztabletten und Flickzeug dabei. Es ist wichtig, dass man vor Ort als Teamplayer arbeitet und sich gegenseitig aushilft.

5. Liebe Frau Sende, was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit?

Ich liebe die Arbeit mit Menschen und das der berufliche Alltag so abwechslungsreich ist, wie oben beschrieben. Ganz besonders mag ich aber das Erschaffen und die Veränderung; beispielsweise aus einer Frau eine edle historische Marie Antoinette zu machen oder auch eine Zombiefigur a la „Walking Dead“. Neue Materialien auszuprobieren und zu lernen; man darf nie stehen bleiben in diesem Beruf. Es kann frustrierend sein, wenn einem etwas nicht so gelingt, wie man es sich vorgestellt hat – Aber genauso erfüllt es einen mit Stolz und Freude, wenn das Ergebnis nach langem Training funktioniert hat. Oder wenn man ein positives Feedback vom Produzenten erhält, oder die strahlenden Augen der fertig geschminkten Braut vor sich sieht. Ich glaube das ist wie der Applaus für den Schauspieler, einfach unbezahlbar.

6. Ist eine Ausbildung notwendig, um als Maskenbildnerin erfolgreich zu sein? Wie sieht es mit einer Friseurausbildung aus?

Es gibt sehr viele private Schulen die zum Visagisten oder (Special) MakeUp Artist ausbilden. Die Bezeichnung „Maskenbildner“ ist jedoch durch das IHK Zeugnis geschützt und kann größtenteils nur durch eine klassische duale Ausbildung am Theater/Opernhaus über 3 Jahre hinweg erlangt werden. Ich kann diese Art der Ausbildung nur jedem Berufsinteressenten ans Herz legen. Ich finde es sinnvoll, Einblicke in den Maskenbetrieb am Theater zu bekommen und dort auf Flexibilität, sowie Schnelligkeit mitwirken zu müssen. Außerdem ist die Theaterwelt relativ klein und man knüpft schnell Kontakte. Heute ist es nicht mehr zwingend notwendig, eine Friseurlehre vor der Maskenbildnerausbildung zu absolvieren. Während ein Friseur hauptsächlich auf Farbe und Haarschnitte spezialisiert ist, obliegt es einem Maskenbildner mehr am Perücken knüpfen und frisieren, was den Haarbereich angeht. Letztlich kann eine Friseurlehre aber nur von Vorteil sein, denn Haare schneiden ist auch Bestandteil der Maskenbildnerprüfungen.

7. Arbeiten festangestellte Maskenbildner auch in größeren Teams zusammen? Wenn ja, kommt es dadurch zu Problemen?

eamarbeit ist ein wichtiger Bestandteil als festangestellter Maskenbildner. Dabei denke ich, dass es in jedem Team zu Problemen kommen kann, wenn man sich nicht einig ist. Der Vorteil von Teamarbeit ist immer die Aufteilung nach Stärken und das ist gerade in einem so facettenreichen Beruf wichtig. Auch wenn Maskenbildner theoretisch Alleskönner in ihrem Gebiet sein sollen, kann der eine besonders gut frisieren, der nächste besonders toll schminken und der dritte bringt Talent im Bereich Wundenherstellung mit.

8. Gibt es viele Vorgaben und Einschränkungen was die Maske angeht, oder kann man seiner Kreativität prinzipiell freien Lauf lassen?

Viele Berufsinteressenten begründen ihren Wunsch damit, dass der Beruf des Maskenbildners so kreativ sei. Und damit haben sie nicht Unrecht. Nur sind es leider oft die unkreativen Jobs, die die Miete bezahlen. Am Theater wird die Entscheidung des MakeUps vom Regisseur, Kostümbildner und Chefmaskenbildner getroffen. Bei einer Werbeproduktion bestimmt die jeweilige Agentur oder die Marketingabteilung den Look. Und so weiter. Als Ausgleich und zur Weiterentwicklung mache ich daher gerne freie Arbeiten, zum Beispiel Fotostrecken die ich mit Fotografen, Modellen und Designern entwickle und welche von allen Beteiligten ohne Bezahlung abläuft. Wenn diese besonders gut geworden ist und man Glück hat, gibt es nachher noch eine Magazinveröffentlichung zur Eigenwerbung. Natürlich ist Kreativität aber auch eine Auslegungssache. Es passiert häufig das man benötigte Materialen nicht fertig kaufen kann, oder kein Budget da ist und man herumexperimentieren muss, um zum Ziel zu gelangen, was auch eine Form von kreativer Arbeit ist. Man glaubt gar nicht,wie viele verschiedene Rezepte es für Kunstblut unterschiedlichster Färbungen und Zähigkeitsstufen gibt – Obwohl es dies auch fertig in jedem gut sortierten Karnevalsbedarf zu erwerben gibt.

9. Sehen Sie den Beruf als Maskenbildner durch digitale Bildbearbeitungstechniken gefährdet?

Ganz klares Nein. Ich bin kein Technikexperte, glaube jedoch nicht, dass die handwerkliche Leistung eines Maskenbildners derzeit oder in absehbarer Zukunft zuersetzen ist. Ich kenne keinen Fotografen, der gute Vorarbeit durch einen Maskenbildner nicht zu schätzen weiß, auch wenn es sich lediglich um ein gutes Nude-Make-Up handeln sollte. Die zeitaufwändige Arbeit in Photoshop bleibt ihm dadurch erspart und muss nicht an jedem Foto wiederholt werden. Ich denke eher, dass gute Bildbearbeitungsprogramme als nützliches Tool für meinen Beruf zu sehen sind. Figurinen und Lookvorschläge sind einfacher und schneller zu erstellen – das letztliche Ergebnis am Menschen ersetzt es dadurch jedoch noch lange nicht.

10. Haben Sie Vorschläge oder Tipps für angehende Maskenbildner?

Niemals aufgeben! Der Weg kann lang und ausdauernd sein, bis man überhaupt erstmal einen Praktikumsplatz in einer Maske bekommt – was ich jedem Berufsinteressenten raten würde. Die Hartnäckigkeit und Geduld muss man sich jedoch aneignen, denn im späteren Berufsleben ist die Konkurrenz groß und der Alltag nicht immer einfach.

Website von Claudia Sende

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Berufsbild Maskenbildner: Übersicht & Aufgaben, Ausbildung & Studium

1. Was ist ein Maskenbildner?

Die Arbeit eines Maskenbildners beginnt bei Film, Fernsehen, Oper oder Theater überall da, wo Menschen ein spezielles Aussehen benötigen. Der Aufgabenbereich eines Maskenbildners reicht über den eines Visagisten heraus, da der Beruf nicht nur das Schönschminken, sondern auch das optische Verändern der Darsteller beinhaltet. Mithilfe spezieller Make-Up Techniken erschaffen Maskenbildner im Alltag ständig neue und originelle Kunstwerke. Außerdem gehört sowohl die Beschaffung und Herstellung, als auch die Pflege und das Styling von Perücken, Haarteilen und Bärten zu den Aufgaben.

2. Voraussetzungen für die Tätigkeit eines Maskenbildners

Für erfolgreiche Maskenbildner gilt es, mehr, als nur kreativ zu sein. Ein Sinn für Form- und Farbgestaltung, Farbempfinden, sowie dramaturgisches Denken sind hier besonders wichtig. Für die Ausführung komplizierterer Spezialmasken können auch anatomische Grundkenntnisse nicht schaden. Auch kunst- und kulturgeschichtliche Kenntnisse, beispielsweise über die verschiedenen Stilepochen und deren historische Frisuren und Make-Up Gestaltung, bis hin zu aktuellen Modeerscheinungen und Trends, sind enorm wichtig. Handwerkliche Material- und Fachkenntnisse zur Verarbeitung berufsspezifischer Werkstoffe und Materialien sind für Maskenbildner ebenso so wichtig, wie kaufmännische und buchhalterische Kenntnisse.
Auch der kollegiale Umgang spielt eine wichtige Rolle. Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Schauspielern und Darstellern, Geduld, Belastbarkeit, Ausdauer, Flexibilität und Improvisationsvermögen sind im Alltag besonders wichtig.

3. Der Aufgabenbereich

Die verschiedenen Aufgaben eines Maskenbildners lassen sich gut am Beispiel eines Filmprojekts von Anfang bis zum Ende der Dreharbeiten nachvollziehen.

  • Mitarbeit am Drehbuch
  •  Heraussuchen von historischen und aktuellen Vorlagen für die Maske
  • Erarbeitung eines Konzepts (Make-Up- und Farbkonzept) mit dem Regisseur. Das beinhaltet:
    • Aufzeigen der technischen, gestalterischen Möglichkeiten
    • Vorschläge zur Umsetzung
  • Planung und Berechnung des personellen und finanziellen Aufwands
  • Mit den Darstellern die Umsetzung der maskenbildnerischen Konzepte besprechen
  • Je nach Bedarf die Herstellung von Gipsabdrücken, Perücken, Bärten, Glatzen, Narben, Wunden sowie verschiedener Gesichtsplastiken zur
  • Veränderung der Charaktere
  • Einkauf von Schmink- und Maskenmaterial
  • Anprobe durch Schauspieler mit ersten Make-Up Tests und Besprechungen mit Kostümbildnern und Regie
  • Umsetzung des maskenbildnerischen Konzepts am Darsteller
  • Begleitung des Darstellers während des Drehs
    • Ständige Nacharbeitung der Maske
    •  Physische und psychische Betreuung des Darstellers
  • Reinigung und Pflege der Arbeitsmittel (z.B. Perücken, Haarteile und Werkzeuge)
  • Abwicklung der Produktion
    • Säuberung und Rückgabe ausgeliehener Arbeitsmittel
    • Säuberung und Ordnung der eigenen Arbeitsgeräte
  • Aufsetzen einer Rechnung nach der Ermittlung des Materialverbrauchs

Die einzelnen praktischen Aufgaben eines Maskenbildners während der Produktionsvorbereitung im Werkstattbereich sind:

  •  Knüpfen von Perücken und Haarteilen, Bärten und Zöpfen nach Maß oder Abdruck
  • Entwurf, Skizze und Modell von Phantasie- und Märchenfiguren
  • Abdrücke von Kopf und Körper nehmen
    • Für die Modellierung von Gesichtsveränderungen, Alterungen oder Phantasiefiguren
    • Für den Bau von Formen aus Gips, Silikon und Polyesterharz für die Herstellung von Körperteilen
  • Herstellung von Schaumgummi- oder Kunststoffglatzen, Kleben und bemalen von Kunststoffperücken
  • Herstellung von Masken aus verschiedenen Materialien wie Holz, Textilien, Papier, Leder usw.
  • Modellierung von falschen Zähnen und Zahnspangen
  • Herstellung von Spezialeffekten wie Narben, Verwachsungen und Einschüssen

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