Blow, der Film – Vom Grasticker zum amerikanischen Koks-Baron

Im zweiten Beitrag unserer Artikelserie „Filme, die auf wahren Begebenheiten basieren“ geht es um den Film „Blow“ mit Johnny Depp und Penélope Cruz in den Hauptrollen, wo der junge George Jung als kleiner Grasticker begann und später zum amerikanischen Koks-Baron wurde.

Basierend auf Bruce Porter’s Roman Blow: How a Small Town Boy Made $100 Million with the Medellín Cocaine Cartel and Lost It All , der die Lebensgeschichte von George Jung erzählt, hat Regisseur Ted Demme die unverblümte und ehrliche Botschaft eines Mannes verfilmt, der in den 70er und 80er Jahren als der größte Kokain Dealer der USA galt. Dennoch ist es eine Botschaft von Liebe, Treue und familiärem Zusammenhalt (was die Kritiker hier und da gestört hat, da so die “Verführung nicht das Antlitz des Bösen hat”).
Bereits vor Beginn und auch während der Dreharbeiten wurde das Drehbuch in enger Zusammenarbeit mit dem inhaftierten Jung analysiert und immer wieder an seine persönliche Geschichte angeglichen, denn Regisseur Demme hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Film so zu drehen, wie Jung ihn erzählte.

Blow – Wie George Jung vom Grasticker zum amerikanischen Koks-Baron wurde

Im Jahr 2001 – dem Erscheinungsjahr von Blow – sitzt George Jung bereits seit 7 Jahren hinter Gittern. Und es warten 13 weitere auf ihn. Wie konnte es so weit kommen? Dabei hatte seine Karriere als “Graskönig von Manhattan-Beach” doch so harmlos und gleichzeitig verheißungsvoll begonnen…

George Jacob Jung – unvergleichlich dargestellt von Johnny Depp – wächst in einer angespannten Familiensituation auf. Während sein von ihm vollkommen idolisierter Vater mit einem kleinen Heizungsbau Unternehmen verzweifelt versucht, die Familie finanziell über Wasser zu halten, scheint seine sprunghafte Mutter mit nichts zufrieden zu sein und verlässt die Familie mehrfach für kürzere Zeit. Zu diesem Zeitpunkt wird George eines klar: Er möchte niemals so leben, sondern seiner eigenen Familie einmal ein Leben in Wohlstand bieten.

Nach dem Ende seiner Schulzeit zieht George mit seinem Kumpel Tuna nach Kalifornien, um dort das erste eigene Geld zu verdienen – und das am besten so einfach wie möglich. Über einige neue Freunde, darunter seine spätere große Liebe Barbara (eigentlich Annette), lernen die beiden Derek Foreal (im wahren Leben Richard Barile) – seines Zeichens Herrenfrisör und größter Marihuana-Dealer der Gegend – kennen. Unerfahren aber optimistisch steigen sie klein ins Gras Geschäft ein – und das Geschäft boomt. Schnell erweitert der neue Freundeskreis den Vertrieb an die Ostküste und richtet ein stetig wachsendes Logistikunternehmen zum Verschieben von Marihuana ein. Um den Profit des riskanten Geschäfts zu maximieren, beschließt ”Boston George”, seine Ware direkt und ohne Zwischenhändler bei den mexikanischen Produzenten einzukaufen – und sein Plan geht auf!

Von Verrat und neuen Bekanntschaften – “Was weißt du über Kokain?”

Im Jahr 1972 wird er in Chicago das erste Mal erwischt – mit über 300 Kilogramm Gras im Gepäck. Ein Kunde hatte ihn verraten, um seine eigene Haut zu retten. Zwar unterschreibt George ein Schuldanerkenntnis und hinterlegt die geforderte Kaution, erscheint jedoch nicht zur Urteilsverkündung und wird seitdem gesucht. Erst 1974 stattet er seiner Familie wieder einen Besuch ab, nachdem er die vergangenen zwei Jahre weiter Marihuana aus Mexiko “importiert” hatte. Während seines kurzen Aufenthalts bei seinen Eltern wird er vom FBI festgenommen und ist sich nach eigener Aussage sicher, dass seine Mutter ihn an die Polizei ausgeliefert hat.
Die folgenden vier Jahre atmet er gesiebte Luft in Danbury, Conneticut. Während dieser Zeit stirbt seine Freundin Barbara an Krebs, worüber er rückblickend nie richtig hinweggekommen ist. Im Knast von Danbury lernt er Diego Delgado (eigentlich Carlos Lehder) kennen, ein Mitglied des berüchtigten Medellín Kokain Kartells. Die beiden freunden sich an und beschließen nach George’s Entlassung gemeinsame Sache im Kokain Geschäft zu machen. So ist es auch Diego, der George mit Pablo “El Padroni” Escobar bekannt macht, für den er fortan als “El Americano” arbeitet. Unterstützt von seinem Marihuana-Partner Derek verkauft George in den folgenden Monaten Unmengen von Kokain mit Hilfe seines Logistiknetztes aus einmotorigen Flugzeugen. Während dieser Zeit verliebt er sich in Mirtha, die er 1976 in Cartagena, Kolumbien kennen lernt.

“Das Kokain schlug in den Vereinigten Staaten ein, wie eine Atombombe!”

Nach einigen sehr erfolgreichen Jahren, seiner Heirat mit Mirtha und der Geburt der gemeinsamen Tochter Christina Sunshine Jung beschließt George, sein Leben als Krimineller hinter sich zu lassen und steigt schließlich, auch aus Angst vor den körperlichen Folgen des dauerhaften Kokainkonsums, aus dem Geschäft aus.

Nachdem er feststellt, dass seine Millionen, die er einer Bank in Panama anvertraut hatte, mittlerweile verstaatlicht wurden und er keinen Zugang mehr zu seinem Geld hat, lässt sich Mirtha von ihm scheiden, die Ihren bisherigen Lebensstandard nicht aufgeben möchte. Zeitgleich macht George einen Deal mit der Staatsanwaltschaft, bei dem er alle Schuld auf sich nimmt, um seine Frau und seine Tochter zu schützen.
Nach erneuten Jahren in Haft, versucht George, der inzwischen unter Realitätsverlust leidet, eine Beziehung zu seiner Tochter aufzubauen, die von ihm mehr als enttäuscht ist. Um seiner Familie in dieser Zeit wenigstens finanziell beistehen zu können, versucht er einen letzten Deal durchzuziehen, der ihm erneut die finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen soll. Seine neuen Partner verraten Ihn jedoch und er wird 1994 mit 250 Kilogramm Kokain hochgenommen. So muss George im Alter von 42 Jahren das Urteil von 60 Jahren Haft hinnehmen, von denen er 20 absitzen muss.

Christina Sunshine Jung besuchte Ihren Vater doch noch!

Die Einblendung am Ende des Films besagt, dass seine Tochter Christina Sunshine Jung Ihn bis heute nicht besucht hat. Ein Jahr nach Veröffentlichung von Blow hat Sie sich dann aber ein Herz gefasst und Ihren Vater im Gefängnis besucht – das erste Mal seit 8 Jahren.
Am 02. Juni 2014 wurde George Jung übrigens aus der Haft entlassen! Er hat sich von da aus direkt auf den Weg an die Westküste gemacht, um dort an Resozialisierungsmaßnahmen teilzunehmen.

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